Schulsozialpädagogik

Mittelschule Windheim freut sich über Schulsozialpädagogin

Seit dem Schuljahr 2018/2019 gibt es an bayerischen Schulen vereinzelt Schulsozialpädagoginnen und -pädagogen. Eine davon ist Tina Müller, die seit Juli 2019 für die Mittelschule Windheim tätig ist. Die Schule hat damit ein Alleinstellungsmerkmal im Landkreis.

Windheim- „Etwas höher!“, „Vorsicht!“, „Mehr nach links!“ - Die Fünftklässler/innen der Mittelschule Windheim halten jeweils ein Seil in der Hand. Sie stehen im Kreis um auf dem Boden liegende Holzklötze, die am oberen Teil eine Einkerbung haben. Hier wird der Metallbügel, an dessen Anhängevorrichtung die Schnüre befestigt sind, eingeführt. Hängt ein Klotz am Haken, wird er vorsichtig auf dem anderen abgesetzt. Wahrlich keine leichte Aufgabe - und doch steht der komplette Turm innerhalb weniger Minuten! Der Stolz darüber steht den Jungen und Mädchen ins Gesicht geschrieben - und auch Tina Müller lobt: „Das habt ihr prima gemacht!“  

Der Aufbau eines solchen sogenannten „Fröbelturms“ ist nur durch gemeinschaftliches, koordiniertes Handeln möglich. Feinmotorik und Geduld werden damit ebenso gefördert wie soziale Kompetenz und Teamarbeit. Damit passt das Spiel genau in den Aufgaben- und Arbeitsbereich von Tina Müller, die sich als Schulsozialpädagogin an der Windheimer Mittelschule seit Juli dieses Jahres den Kernbereichen Prävention, Werteerziehung und Persönlichkeitsbildung widmet. „Durch Trainingseinheiten, Workshops oder Projekttage werden die Schülerinnen und Schüler an Themen herangeführt und für ein soziales Miteinander und eine positive Persönlichkeitsentwicklung gestärkt“, erklärt sie. Oftmals erlebten die Schulklassen dabei ein neues Gefühl von Zusammenhalt und freuten sich darüber, gemeinsam etwas geschafft zu haben - so wie eben auch beim Fröbelturm. Anfangs seien die Kinder frustriert gewesen, weil es nicht geklappt habe und der Turm immer wieder eingestürzt sei. Umso größer sei dann ihre Freude gewesen, als sie es geschafft hätten. Durch die Erfahrungen bei solchen gruppenpädagogischen Teamspielen begriffen sie den thematischen Inhalt. Danach folge meist eine Gesprächsrunde, in der sie sich idealerweise öffneten, was gut in der Klasse laufe oder nicht so gut.

Der Schwerpunkt dieser Schulsozialpädagogik liegt auf der gruppenbezogenen Präventionsarbeit. „Ich übernehme keine Einzelfälle, sondern widme mich präventiv ganzen Klassen oder Gruppen und biete Angebote, die die Schule in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen. Damit grenzt sich diese Stelle klar von der Jugendsozialarbeit an Schulen ab“, betont Tina Müller, die zum schulischen Personal zählt. Dieser präventive Ansatz, im Idealfall Konflikte erst gar nicht erst entstehen zu lassen, war es auch, was sie an dieser Stelle so gereizt hat und ihr nunmehr so viel Freude bereitet. An der Schule sei sie sehr gut aufgenommen worden. „Die Zusammenarbeit mit Lehrkräften und der Schulleitung klappt super. Meine Arbeit wird wertgeschätzt und ich werde stets mit einbezogen“, ist sie dankbar. Gebe es beispielsweise Probleme in einer Klasse, könne sie speziell hierzu eine thematische Trainingsarbeit vorbereiten und durchführen, um Konflikte schnellstmöglich zu klären.  Besonders froh sei sie über das Verständnis von Lehrkräften, dass man eine sozialpädagogische Einheit nicht timen könne und diese manchmal länger als geplant dauere.   

„Ich wende mich an alle Schülerinnen und Schüler und kümmere mich nicht nur um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Mein Büro steht immer offen“, betont Tina Müller, die in Vollzeit arbeitet und an Schultagen ab 7 Uhr bis zum Ende des Nachmittagsunterricht an der Schule ist. Präsent ist sie auch bei Ausflügen, Klassenfahrten und natürlich in den Pausen, um bei eventuellen Konflikten einzugreifen. „Die Kinder wissen manchmal nicht wohin mit ihrer Energie“, so Tina Müller, die daher beispielsweise - für einen sinnvollen Umgang mit dieser vorhandenen Energie - jüngst ein Tischkickerturnier für die fünften Klassen organisiert hat.

Ihr Angebot richtet sich an die Jahrgangsstufen fünf bis neun; aktuell an der Schule fünf Klassen. Dieses werde gerne genutzt, besonders von den jüngeren. Die Schüler/innen nähmen das „Sozialtraining“ gut an und freuten sich auf die etwas anderen Schulstunden mit ihr, die sie der Altersstufe anpasst. Neue Ideen für Trainingseinheiten und Projekttage werden erarbeitet und über das Schuljahr verteilt. Dabei können die Jungen und Mädchen auch selbst Wünsche äußern und Projektvorschläge an sie herantragen. Eine sozialpädagogische Begleitung und Präsenz der Schulklassen von Beginn an verspreche - ihrer Meinung nach - den größten Erfolg.   

Wenn Schüler ihr etwas anvertrauen, was sie als Schulsozialpädagogin nicht bearbeiten kann, verweist sie diese an entsprechende Ansprechpartner und Beratungsstellen. „Mir ist es auch ein Anliegen, die im Landkreis bestehenden Präventionsprojekte zu nutzen“, betont sie.  

Ein großer Befürworter der neu geschaffenen Stelle ist auch Steinbachs Bürgermeister Thomas Löffler, der seine vollste Unterstützung zugesichert hat. Besonders dankbar zeigt sich die Schulleiterin vor allem Schulamtsdirektorin Gisela Rohde, die sich sehr für die Zuweisung einer solchen - aktuell in Bayern noch rar gesäten - Schulsozialpädagogin für Windheim eingesetzt habe.

 

Bild: Jungen und Mädchen der fünften Jahrgangsstufe der Mittelschule Windheim bauen gemeinsam mit Schulsozialpädagogin Tina Müller einen „Fröbelturm“ - Ein Spiel, das Koordination, Geduld, soziale Kompetenz und Teamarbeit schult.


 

Frau Paschold, Schulleiterin:

"Ich sehe Tina Müller als wichtiges Bindeglied zwischen Lehrern, Schülern, Eltern sowie externen Partnern. Die neue Schulsozialpädagogin unterstützt die gesamte Schulfamilie nachhaltig bei der Präventionsarbeit, der Persönlichkeitsentwicklung, bzw. der Werteerziehung der Schülerinnen und Schüler und ist somit ein wichtiger Bestandteil des pädagogischen Gesamtkonzeptes der Mittelschule Windheim."

 

Frau Rohde, Schulamtsdirektorin:

"Zum Schuljahr 2018/19 wurde neben anderen Schularten nur eine Schulsozialpädagogenstelle für Mittelschulen in Oberfranken geplant. Dass die Mittelschule Windheim diese Stelle bekommen hat, freut mich natürlich sehr.

Der Einsatz von Schulsozialpädagogen an Schulen sollte aber nicht als Konkurrenz zum sekundärpräventiven Jugendhilfeansatz der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) gesehen werden. Im Gegenteil sind  beide Ansätze für Schulen gleichermaßen wertvoll. Das Programm „Schule öffnet sich - Schulsozialarbeit" ist neu und wird jetzt erprobt, die Jugendsozialarbeit hat sich dagegen seit etlichen Jahren bewährt. Diese Mischung aus altbewährten und frischen Wind tut sicher allen Schularten gut."

 

Letzte Bearbeitung: 17.12.2019, 10:29